Nachdem die Ungarn 1042 bei Pitten geschlagen worden waren, wurde die Oststeiermark durch Kirche und hochfreien Adel erneut besiedelt. Pfalzgraf Kuno von Rott schenkte dem Kloster Rott am Inn Teile des heutigen Kumberger Gemeindegebietes. Weitere Bereiche in dieser Region befanden sich im Besitz der Salzburger Erzbischöfe und kam danach an das Stift Seckau. Dessen Untertanen sowie das Dorf Kumberg wurden vom Ansitz Kainberg geschützt, der wohl schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts bestand. Dieser Wehrbau und der Seckauer Besitz wurde mehr als 300 Jahre lang von einem Dienstmannengeschlecht verwaltet, das bereits 1218 mit dem Verwalter (villicus) Otto von Chunperch genannt wird.
Im Rahmen der sogenannten „Quart“, einer Sonderbesteuerung zur Türkenabwehr, verkaufte das Stift Herrschaft und Ansitz Kainberg an den Kellermeister des steirischen Landesfürstren, Dr. Georg Cecian Khuepecher, der sich bald nach seinem Ansitz „von Kainberg“ nannte. Sein Sohn Felix veräußerte das Schloss 1548 an seinen Schwager Gilg von Saurau. Dessen Sohn Erasmus wiederum gab Kainberg 1570 im Verkaufsweg an Melchior Huber weiter, doch bereits zwei Monate später wurde Otto VI. von Ratmannsdorf neuer Besitzer. Unter ihm wurde Kainberg zum bedeutenden Renaissanceschloss in seiner heutigen Form ausgebaut.
Über die Heirat der Tochter Ottos, Regina von Ratmannsdorf, mit Dietmar von Rindscheit, kam das Schloss an diese Familie und wurde zum Zentrum des evangelischen Glaubens südlich des Schöckls. Als die Besitzer aufgrund ihres Glaubens 1629 die Steiermark verlassen mussten, verkauften sie Kainberg an ihren Schwiegersohn Siegmund Friedrich von Gleispach. Weitere namhafte steirische Familien folgten im Besitz des Schlosses nach. So kam es 1685 an Georg Seifried von Dietrichstein, 1735 an dessen Tochter Maria Johanna, verehelichte Schrottenbach, 1758 an Raimund Graf Saurau, und über dessen Tochter Maria Anna von Meixner 1818 an Sigmund und Louise Conrad. Ab dem Jahr 1837 war für kurze Zeit Peter Eduard Freiherr von Schmuckher Besitzer. Seit Eduard Graf Wimpffen Schloss Kainberg im Jahr 1841 erwarb, blieb es im Besitz seiner Nachkommen.
Das repräsentative Renaissanceschloss mit seinem wunderschönen, stimmungsvollen Arkadenhof liegt etwas nördlich der Ortschaft Kumberg auf einem abfallenden Bergrücken und bildet ein regelmäßiges Viereck mit mächtigen, quadratischen Ecktürmen und einem wuchtigen, von einem Laternendach bekrönten Uhr- und Glockenturm. Von den einstigen, ausgedehnten Wehrmauern und Grabensicherungen im Norden des Schlosses hat sich bis heute nichts mehr erhalten. Die ursprüngliche, gegen Südosten vorspringende ehemalige Bastei, die den früheren Hauptzugang sicherte, ist heute zum Garten umgestaltet.
Der Innenhof des Schlosses wird auf drei Seiten von dreigeschossigen Renaissance-Säulenarkaden umgeben und verfügt noch über die Originalpflasterung aus dem 16. Jahrhundert. Während Teile der Arkaden zu Beginn des 20. Jahrhunderts verglast wurden, hat sich in den oberen Geschoßen noch viel von der früheren Ausstattung erhalten. Der Große Saal ist mit Laub-Bandlwerk-Stuck aus der Zeit um 1740 verziert und weist einen sehr guten Empireofen aus der Zeit um 1800 auf. Eines der großen Eckzimmer verfügt noch über die originale Renaissance-Kassettendecke mit gemalter Maserung. Die kleine Schlosskapelle im Uhr- und Glockenturm ist den Heiligen Drei Königen geweiht.
(Text: Dr. Bernhard Reismann)